Als ehemals Betroffener mit über sechsjährigem Kinderheimaufenthalt in den 1960er Jahren bei einer religiösen Trägerschaft lernte ich als Messdiener biblische Botschaften verstehen, die überwiegend an Erwachsene adressiert sind. So lehrte Christus seine Jünger (Erwachsene) das Vaterunser und sieht Kinder als unschuldige Wesen. Wer Kindern daher Leid zufügt, wird im Gleichnis vom Mühlstein belehrt, was zu tun wäre. Da Christus seine Welt, sein Reich, nicht in unserer irdischen Welt sah, überließ er zwar die Ausführung seines Urteils der weltlichen Macht, vermittelte jedoch einen Ausblick für seine überirdische Welt wenn seinem Anliegen nicht nachgekommen wird.
In den ersten sieben Jahren meines Erdendaseins lernte ich die Liebe und Wertschätzung in einer Familie kennen. Gesellschaftliche und religiöse Normen sorgten für meine Heimeinweisung. Als Jugendlicher wurde ich in Pflegefamilien vermittelt, die mir das Abitur ermöglichten. Nach 15monatigem Wehrdienst studierte ich erfolgreich Betriebswirtschaftslehre. Trotz der vielfältigen Missbräuche im Kinderheim gelang mir eine erfolgreiche Berufslaufbahn, wurde Vater von fünf Kindern und nehme mir als Rentner nun Zeit, auch im interdisziplinären wissenschaftlichen Kontext meine Kindheitserfahrungen einzuordnen. Daneben analysiere ich die juristische Gesetzeslage und bemängele die nach wie vor teils mythischen und fiktiven Formulierungen im Grundgesetz sowie die aus Sicht von verwaisten Kindern unzureichenden Kinderrechtsformulierungen in der Kinderrechtskonvention der Vereinten Nationen. Es sind also viele Du, die ich adressiere und es erscheint wie ein Kampf David gegen Goliath. Doch mein Kampf besteht nicht in körperlicher Gewaltanwendung sondern im Gebrauch von Vernunft, Herz und Seele, diesseits und jenseits.